Thema „Veränderungskompetenz 2/2“
DER ROTE FADEN MODERNER ORGANISATIONEN
Wir begreifen und betrachten Unternehmen und Arbeit heute noch immer durch die gleiche Brille, die wir schon vor fünfzig Jahren aufhatten.
- Wir denken und handeln in Aufbau- und Ablauforganisationen, Hierarchiegefügen und Leitbildern.
- Wir akzeptieren, dass es eine Führungskraft gibt, die wiederum einer Führungskraft untersteht und so weiter.
- Wir führen Mitarbeitergespräche und leisten unsere Beiträge in Feedbackgesprächen an Führungskräfte.
Weil sich all das in der Vergangenheit als produktiv erwiesen hat. Und weil Veränderung einfach ein dickes Brett ist, das es erst einmal zu bohren gilt.
Wer Widerstände versteht, stößt auf Lösungswege.
Widerstände sind feste Begleiterscheinungen von Innovationsprozessen. Fast immer sind sie lästig, sie können sich aber auch als ausgesprochen nützlich erweisen. Denn Widerstände beleuchten unbeachtete und vernachlässigte Aspekte von Innovationen und verweisen so (indirekt) auf Akzeptanzkriterien des Umfelds.
Die Fundamente von Barrieren des Innovationsprozesses liegen in der menschlichen Psyche, durchrationalisierten Systemen und sozialen Dynamiken. Wer diese Ursachen von Widerständen aufdeckt und richtig versteht, kann sie für Innovationen einsetzen.
Innovationen treffen auf begrenzte Rationalität.
Jeden Tag prasseln unzählige Eindrücke auf uns herab und wir treffen Hunderte Entscheidungen. Die meisten davon sind unbewusst, denn wir können nicht jede einzelne rational durchdenken. Dafür fehlen uns Zeit, Motivation, Informationen und wir gehen Kompromisse ein. Fakt ist außerdem, dass wir nicht nach optimalen Lösungen suchen, sondern uns mit zufriedenstellenden Lösungen begnügen.
Vor diesem Hintergrund nehmen wir unsere Umwelt nur selektiv wahr, um uns vor Überforderung zu schützen. Wir müssen handlungs- und entscheidungsfähig bleiben und reduzieren deswegen die Komplexität unserer Umwelt teils bewusst, teils unbewusst. Unsere Entscheidungen sind nur innerhalb eines gewissen Rahmens und innerhalb unserer Möglichkeiten rational. Diese begrenzte Rationalität ist der Grund vieler persönlicher, sozialer und organisationaler Widerstände.
Ohne Routinen keine Effizienz, mit Routinen keine Innovation.
Die Soziologie begreift Organisationen als Ansammlung von systematisch verknüpften Routinen. Siedominieren unser Alltagsleben manchmal so sehr, dass wir uns ihrer nicht mehr bewusst sind. Während ihre Entstehung ein langwieriger Prozess der ständigen Wiederholung von Handlungs- und Denkweisen ist, können sie von jetzt auf gleich unwirksam werden.
Wenn Situationen sich ändern, werden Routinen unwirksam. Genau das tun Innovationen. Sie lassen so manche Routinen ins Leere laufen. Proteste wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ sind typische Reaktionen auf Routinen, die von Managern infrage gestellt werden. Nicht selten deuten die Betroffenen dieses Infragestellen als Zweifel an ihrer Kompetenz. An diesen Punkten sollte die Aufklärung der Innovationsmanager ansetzen, denn Innovationen können vom Status quo aus nicht angemessen beurteilt werden. Und Kompetenz ist daran zu messen, wie mit unausweichlichen Veränderungen umgegangen wird.